Erfahrungsbericht: Wie verarbeite ich „Atomic Habits“ von James Clear?
Wer nicht flexibel auf die Anforderung der Situation reagiert, macht sich zum Sklaven seiner Sturheit.
Bei der Verarbeitung von James Clears Atomic Habits1 weiche ich von der von mir eigentlich empfohlenen Leseweise ab. Ich arbeite so, wie es das Buch erfordert und nicht, wie ich das gerne hätte.
Atomic Habits ist das vielleicht meistverkaufteste Buch über Gewohnheiten und der Arbeit an ihnen. Die Lektüre dieses Buches war ein Grund, weshalb ich beschlossen habe, mein eigenes, lang geplantes Gewohnheitsbuch in Angriff zu nehmen. Clear ist der populärste Vertreter des Hedonismusmodells von Gewohnheiten, dass davon ausgeht, dass Gewohnheiten grundsätzlich das Ergebnis von Konditionierungen sind. Meine Kritik ist, dass es den Menschen ungerechtfertigt auf eine einfache dopamingetriebene Maschine reduziert. Ich halte das für sachlich falsch und will mit meinem Buch einen Gegenvorschlag machen.
Ich verfolge mit der Verarbeitung des Buchs die folgenden Ziele:
- Anreicherung meines Strukturzettels über Gewohnheiten allgemein.
- Inspiration für mein eigenes Buch. Es wird ein Überblickswerk, dass umfangreicher ist und konkrete Gewohnheiten (z.B. den Arbeitstag mit einer Bewegungsroutine beginnen) vorschlägt, aber auch Projekte anbietet, die man benutzen kann, um die eigene Gewohnheitsstruktur zu verbessern.
- Anreicherung thematischer Strukturzettel wie Ernährung oder Training. Gewohnheiten sind die Infrastruktur des Lebenswandels. Daher erhoffe ich mir eine Verbesserung meiner bereits bestehenden gewohnheitsbasierten Inhalte.
Dies sind die Entscheidungen, die ich im Laufe der Verarbeitung getroffen habe:
1. Ich habe das Buch grob überflogen und beschlossen, dass ich es vor der Verarbeitung zu Zetteln nicht lesen muss. Die Gründe dafür sind:
- Es ist klar und verständlich geschrieben. Die einfache Sprache erlaubt mir mich mehr auf das Verarbeiten nach dem Lesen zu konzentrieren.
- Es ist sehr gut strukturiert. Bereits nach dem ersten Überfliegen habe ich einen guten Überblick darüber, wie das Buch aufgebaut ist.
- Ich kenne mich mit dem Thema “Gewohnheiten” gut aus. Ich habe mich nämlich im Rahmen meiner Arbeit als Trainer schon ausgiebig mit Gewohnheiten beschäftigt.
- Ich habe bereits vorhandene Strukturen im Zettelkasten für das Thema.
- Ich weiß sehr genau, was ich mit dem Buch anfangen will. Es ist also kein ergebnisoffenes Verarbeiten oder die Einarbeitung in ein Thema, das ich noch nicht kenne.
2. Ich habe folgende Strukturzettel auf einen Hotkey mittels Funktion für gespeicherte Suchen gelegt. Diese Strukturzettel dienen mir als Einstiegspunkt für die Eingliederung der neuen Zettel.
- Ein Strukturzettel für Gewohnheiten allgemein. Diesen hatte ich schon vorher.
- Ein Strukturzettel für ein geplantes Buch über Gewohnheiten. Auch diesen hatte ich schon lange vorher.
- Ein Strukturzettel für das Buch. Das mache ich nicht immer, sondern nur, wenn ich das Buch entweder wiederholt lesen will oder mir eine Übersicht über das Buch selbst und nicht nur das Thema erarbeiten will (z.B. wenn ich einen Artikel über das Buch schreiben will).
3. Clear gibt am Ende sehr gute Zusammenfassungen des jeweiligen Kapitels. Daher habe ich mich für folgenden Arbeitsablauf entschlossen:
- Ich überfliege das Kapitel.
- Ich schreibe die Punkte der Zusammenfassung am Ende in die Gliederung des Strukturzettels über das Buch.
- Dabei schreibe ich meine eigenen Gedanken und Verknüpfungen in diesen Teil der Gliederung hinein.
- Dann gehe ich durch das Buch und erstelle Zettel zu den einzelnen Punkten der Gliederung.
- Wenn ich einen Zettel geschrieben habe, überprüfe ich die Referenzen zum entsprechenden Teil des Buchs und verarbeite diese ebenfalls, wenn nötig. Habe ich den Eindruck, dass er ohnehin nur wiedergibt, was in der Referenz steht, gehe ich direkt zur Primärquelle.
- Während des Schreibens des Zettels ergeben sich meist schon Verknüpfungen. Diese halte ich fest.
- Habe ich einen Zettel geschrieben, gliedere ich ihn sowohl in den Strukturzettel über Gewohnheiten allgemein ein, als auch in den Strukturzettel für das Buch über Gewohnheiten.
Insgesamt habe ich drei Vormittage (von 7-13h) für die komplette Verarbeitung gebraucht – das Lesen logischerweise miteinbegriffen.
Erkenntnisse für die Praxis
- Erarbeite Dir eine ganze Reihe von Workflows, damit Du in jedem Einzelfall optimal arbeiten kannst. Ohne Auswahl hast du keine Flexibilität und bist gezwungen, vielfach ungeeignete Werkzeuge für die anstehende Aufgabe zu nutzen.
- Konzentriere Dich auf die eigentliche Aufgabe beim ersten Lesen. Der erste Lesevorgang hat einen Hauptzweck: Er soll das Buch zur Verarbeitung vorbereiten. Wenn dies mit bloße Überfliegen möglich ist, belasse es beim Überfliegen.
- Frage Dich zuallererst, was das Buch von Dir fordert. Das Individuum beim Individualisieren der Arbeitsweise ist die Vorliegende Quelle zur Verarbeitung, nicht du.
Ergänzung: Eine damit sehr verwandtes Vorgehen ist der Short Knowledge Cycle. Unbedingte Leseempfehlung!
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